Main Tauber Kreis: Wasserturm bei Niederstetten Schönhof

Der Main-Tauber Kreis ist der Landkreis mit der geringsten Einwohnerdichte aller Landkreise in Baden-Württemberg. Und genauso sieht es hier auch aus. Viel Wald, endlose Felder, gut ausgebaute Straßen auf denen kaum ein Auto unterwegs ist, kleine Orte, Windräder – schön hier! Nur der höchste Punkt fällt etwas ab. Nicht das es dort nicht schön wäre, aber er ist wirklich nichts besonderes. Wer aber auf allen „Gipfeln“ der Landkreise stehen will, der muss eben auch hierher kommen. So versuche ich auch erst gar nicht eine spektakuläre Wanderung zu planen, sondern begnüge mich mit einen Spaziergang.
Der höchste Punkt ist zum ersten Mal auch nicht genau definiert. Alles was ich herausfinde, sind Angaben wie: „… bei Niederstetten-Schönhof“. Der nächstgelegene Ort ist Heimberg, dort gibt es leider keine Bäckerei, die uns einen Nussgipfel verkaufen könnte. Also suche ich für uns eine Bäckerei in Niederstetten heraus, gebe die Straße ins Navi ein und los geht’s. Die letzten Kilometer kommen uns schon reichlich komisch vor, die Straßen werden immer schmaler, wir fahren mitten durch die Pampa. Das sind Verhältnisse, wie wir sie bisher nur von Cornwall kannten. Ob Rechts- oder Linksverkehr spielt hier auch keine Rolle mehr. Am Ziel angekommen, sind wir zwar in einem wunderschönen Ort, sehen aber nirgendwo eine Bäckerei. Ich stelle schließlich fest, dass ich anstelle der Vorbachzimmerner Straße, die Vorbachstraße eingetippt habe. Und die liegt im Teilort Stegmühle, der ca. dreieinhalb Kilometer von Niederstetten und der dortigen Bäckerei, entfernt ist. Also fünf Minuten zurück nach Niederstetten, dort einen Nussgipfel gekauft und von dort weitere zehn Minuten mit dem Auto nach Heimberg, unserem heutigen Startpunkt, von dem aus wir die letzten Kilometer laufen werden. Laut Wikipedia handelt es sich bei Heimberg um einen sogenannten Weiler, der im Jahr 2010 ganze 82 Einwohner gezählt haben soll. Parkgebühren sind hier nicht zu befürchten.
Bei der Planung zum bereits erwähnten Schönhof habe ich einen Wasserturm auf der Karte entdeckt, der laut dem Höhenprofil in komoot noch ein paar Meter höher liegt als der Schönhof. Ich beschließe, dass es sich hierbei um den höchsten Punkt im Landkreis handelt. Würde ja auch Sinn machen, dort ein Wasserreservoir zu errichten. So haben wir es bereits bei unserer Tour #4, zum Rotreiß erlebt.
Wir laufen zum Schönhof, finden dort eine idyllische Kuhweide und einen schönen Blick in die reichlich vorhandene Gegend vor. Ich kenne mich nicht mit den Haltungsarten von Kühen aus, aber das hier wäre auf alle Fälle so etwas wie Fünf Sterne Superior.


Dann laufen wir zum nahegelegenen Wasserturm, der von hier aus betrachtet, auch eindeutig höher liegt. Es ist sehr schwül, die Sonne knallt. Mehrere Bremse schaffen es, Margit und mich gleich mehrfach zu… ja was eigentlich, stechen oder beißen? Zu Hause schlage ich nach und finde folgende Erklärung: „Bremsen haben keinen Stachel. Die Weibchen unter ihnen reißen mit ihren scharfen Mundwerkzeugen eine Wunde in die Haut ihrer Opfer, um an deren Blut zu kommen.“ Wow, das liest sich ja ganz schön dramatisch! So schlimm war es dann auch wieder nicht, aber ich weiß jetzt, dass Bremsen beißen, zumindest die Weibchen.
Der Wasserturm beeindruckt durch seine Größe, er ist über dreißig Meter hoch. Unser mitgebrachter Nussgipfel hingegen ist so flach, wie die umliegende Landschaft. Auch er heute, mehr Pflichterfüllung, als Genuss. Selbst Sitzgelegenheiten sind Fehlanzeige, von der Möglichkeit irgendwo einzukehren, ganz zu schweigen. Immerhin haben wir nun die nördlichsten drei Gipfel besucht, ein echter Meilenstein.


Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir mit etwas Abstand an einer Wiese vorbei, auf der Alpakas grasen. Sie sehen aus, wie zu klein geratene Giraffen im Wintermantel und recken uns ihre langen Hälse entgegen. So überrascht und neugierig wie sie uns beobachten, muss hier schon sehr lange niemand mehr vorbeigekommen sein.

