Nussgipfel #10

Reutlingen: Bolberg

Der Start unserer heutigen Tour, auf den 881 Meter hohen Bolberg ist in Talheim. Zunächst fahren wir allerdings noch ein paar Kilometer weiter, bis nach Willmandingen. Das liegt dann schon im Ziel-Landkreis Reutlingen, deshalb wollen wir auch dort einen Nussgipfel kaufen.

Die Verkäuferin in der Bäckerei Haug kann uns nur leider keinen verkaufen, weil sie keine im Angebot hat. Auch meine Frage nach einem Nusshörnchen führt nicht zum gewünschten Gebäckstück. Immerhin gibt es Nussecken im Sortiment, also entscheiden wir uns, davon eine zu kaufen. Und ich habe auch schon eine Idee, wie daraus noch ein Gipfel werden kann…

Zurück in Talheim, fahren wir an den Parkplatz bei der Kirche. Diese liegt so deutlich oberhalb der Ortschaft, dass ich mich frage, wie die Kirchgänger oder Friedhofsbesucher die kein Auto haben, den Anstieg bewältigen. Zumal die Zufahrtsstraße auch noch sehr steil ist. Mit dem Fahrrad ist das schon ambitioniert, die allermeisten werden dann absteigen und ihr Rad schieben müssen. Auf dem Rückweg wären dann gute Bremsen gefragt, macht also irgendwie nicht wirklich Sinn. Vermutlich gilt der Besuch eines Gottesdienstes hier schon als kleine Pilgerreise.

Für uns geht es auch aufwärts, aber in den angrenzenden Wald, der uns sehr angenehmen Schatten spendet. Gestern war es die meiste Zeit recht kühl, heute zeigt die Sonne wieder, was Wärmestrahlung ist. Der anfangs breite Waldweg wird zu einem schmalen Pfad, der sich durch sattes Grün den Hang hinauf schlängelt.

Unseren ersten Zwischenstopp machen wir an einer schönen Aussichtsstelle auf dem Riedernberg, der immerhin schon auf 852 Meter Höhe liegt. Gegenüber erblicken wir den großzügig dimensionierten Segelflugplatz auf dem Farrenberg, an dem wir auf unserer gestrigen Wanderung vorbeigekommen sind.

Der Weg führt wieder abwärts um dann erneut anzusteigen. Wir kommen schließlich auf dem Bolberg an, kein klassischer Gipfel, hier ist viel Platz. Als erstes fällt uns eine 1930 erbaute Holzhütte, mit einer ungewöhnlichen Dachform auf. An der dahinter liegenden halbrunden Hangkante reihen sich Bänke auf, die zum Sitzen und in die Gegend schauen einladen. Wie auf dem Dreifürstenstein gibt es eine runde Metallplatte auf einem Steinfundament, in welche die markantesten Aussichtspunkte eingraviert sind. Noch sind wir alleine, später kommen noch einige wenige Wanderer dazu, Platz wäre hier noch für viele weitere. Vielleicht ist an den Wochenenden mehr los, der Bolberg hätte es verdient.

Die Nussecke stellen wir schließlich vertikal auf, und zwar auf die längste der schmalen Kanten. Wer sich noch an den Matheunterricht erinnert, die Hypotenuse. Und Zack, schon haben wir einen kleinen Nuss-Gipfel, siehe Foto.

Die Konsistenz erinnert an einen Müsliriegel, ist also schon etwas fester, schmeckt aber dennoch richtig gut.

Nach der Mittagspause geht es für uns lediglich noch viereinhalb gemütliche Kilometer überwiegend abwärts, bis zur Kirche in Talheim.

Jetzt wäre eine gute Zeit um noch vor der Heimfahrt entspannt irgendwo einen Kaffee zu trinken. Wir schauen auf dem Handy, was es in der Nähe gibt, und fahren erneut nach Willmandingen um dort in das „Trendcafé Krone“1 zu gehen. Ein Volltreffer! Sehr gemütlich, sehr guter Kuchen und alles ein wenig ungewöhnlich, daher auch interessant. Das Café ist im Garten und Erdgeschoss des ehemaligen Traditionsgasthauses Krone untergebracht. Das in die Jahre gekommene Gasthaus wurde 2017 in Eigenregie umgebaut. Wir sitzen draußen im Schatten und lassen unsere heutige Nussgipfeltour ausklingen.

Die Schwäbische Alb hat es uns voll angetan. Eine richtig schöne abwechslungsreiche Landschaft mit tollen Mischwäldern haben wir an den letzten beiden Tagen kennengelernt. Hier wird noch überwiegend Dialekt gesprochen und alles hat sehr entspannt auf uns gewirkt. „Overtourism“ gibt es hier bestimmt nicht. Und! Es gibt endlos viele Bänke an den Wanderwegen, überall kann man gut Pause machen. Wir kommen sicher wieder mal hierher, auch ohne Nussgipfel als Vorwand.

  1. https://www.trendcafe-krone.de/ ↩︎